Polen und die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands
Einzelveröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Warschau 46
832 S., Abb., geb.ISBN 978-3-944870-83-0
Diese Publikation stellt einen Abschnitt der (ost)deutsch-polnischen Beziehungen vor, der bislang in der historischen Forschung nur marginal behandelt wurde: die unmittelbare Nachkriegszeit bis zur Gründung der DDR. Es handelt sich um die erste Quellenedition, die den Beziehungen Polens mit der Sowjetischen Besatzungszone in ihrer Gesamtheit gewidmet ist. Der Band enthält fast ausschließlich polnische Dokumente, die aus einer Vielzahl von Archiven zusammengetragen wurden und mit dieser Übersetzung – eine polnische Ausgabe ist 2006 erschienen – erstmals auf Deutsch zugänglich sind.
Die 294 Quellen zeichnen sich durch eine große thematische Vielfalt aus. Sie zeugen von Misstrauen und Annäherungen, von Unsicherheiten und handfesten Differenzen, vor allem aber auch von der zentralen Rolle der Sowjetunion in den neu entstehenden Beziehungen auf politischer, wirtschaftlicher und kultureller Ebene. Die Dokumente behandeln die Frage des Grenzverlaufs und verschiedene ökonomische Aspekte. Es finden sich aber auch überraschend viele Schriftstücke, die sich der sogenannten Sorbenfrage widmen. Weitere Themen sind die Situation der Polen auf deutschem Staatsgebiet und die Bestrebungen zu ihrer Repatriierung sowie die Rückführung deutscher Kriegsgefangener.
Durch diese thematische Breite vermag der Band aufzuzeigen, dass der gewählte Zeitraum eine „Etappe einer verblüffend heterogenen und vieldimensionalen Koexistenz” (Einführung) bildete. Neben der Einführung, die einen Abriss der (ost)deutsch-polnischen Beziehungen bietet, ist die Quellenedition mit einem durch Kurzbiogramme ergänzten Personenregister sowie einem geografischen Register ausgestattet.
JERZY KOCHANOWSKI, Prof. Dr., Historiker, war zwischen 2000 und 2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut Warschau, später Professor am Historischen Institut der Universität Warschau, seit 2020 Professor für Kulturgeschichte an der Fakultät für Kultur und Kunst der Universität Warschau. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen zu Themen der polnischen und deutsch-polnischen Geschichte im 20. Jahrhundert, darunter auf Deutsch seine Habilitationsschrift „In polnischer Gefangenschaft. Deutsche Kriegsgefangene in Polen 1945–1950“, Osnabrück (fibre) 2004 und „Jenseits der Planwirtschaft. Der Schwarzmarkt in Polen 1944–1989“, Göttingen (Wallstein) 2013.
KLAUS ZIEMER, Prof. em. Dr., Politikwissenschaftler, war von 1998 bis 2008 Direktor des Deutschen Historischen Instituts Warschau. Bis zu seiner Emeritierung 2011 war er Professor für Politikwissenschaft an der Universität Trier, ferner bis 2018 Professor an der Kardinal Stefan Wyszyński-Universität in Warschau. Publikationen vor allem zur Transformation postsozialistischer Gesellschaften sowie der polnischen Zeitgeschichte und den deutsch-polnischen Beziehungen, u.a. „Das politische System Polens“, Wiesbaden (Springer VS) 2013.