Zygielbojms Reise
Aus dem Polnischen von Agnieszka Karaś
In Kooperation mit dem Verlag Rój, Warschau
369 S., zahlr. Abb., geb.
ISBN 978-3-929759-80-8
R e s t e x e m p l a r
»Mit meinem Tod will ich den tiefsten Protest gegen die Untätigkeit, mit der die Welt zuschaut und die Ausrottung des jüdischen Volkes zulässt, zum Ausdruck bringen ... wenn ich es während meines Lebens nicht geschafft habe, werde ich vielleicht mit meinem Tod diejenigen aus der Gleichgültigkeit herausreißen, die handeln könnten und sollten, um noch jetzt, wohl im letzten Augenblick, diese Handvoll polnischer Juden, die noch am Leben ist, vor der sicheren Ausrottung zu retten.« Diese Worte stehen im Abschiedsbrief eines Mitglieds des Nationalrates der Republik Polen – Szmul Zygielbojm, der sich angesichts der Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Ghetto am 12. Mai 1943 in London das Leben nahm.
Szmul Zygielbojm, geb. 1895, wuchs in der Armut einer großen jüdischen Familie in der Umgebung Lublins auf. Schon mit acht Jahren begann er zu arbeiten. Er wurde Politiker und ein Funktionär der jüdischen sozialistischen Partei »Bund«. Sie entsandte ihn im März 1942 aus dem New Yorker Exil als jüdischen Vertreter in den Nationalrat der polnischen Exilregierung nach London. Dort erreichten ihn die Informationen aus dem polnischen Untergrund über den begonnenen Massenmord an den Juden. In den letzten Monaten seines Lebens versuchte Zygielbojm, diese Nachrichten in der freien Welt zu verbreiten sowie Öffentlichkeit und Regierende aufzurütteln.
Aleksander Rowiński war der Biographie Szmul Zygielbojms schon seit Ende der 1970er Jahre auf der Spur. Er recherchierte in Warschau, London, im Archiv des »Bund« in New York und sprach mit vielen Zeitzeugen. Mit einem überlebenden Bruder Zygielbojms bereiste er die Orte, an denen die Familie gelebt hatte – es entsteht ein faszinierendes Bild jüdischen Lebens in den Stetls Ostpolens zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Aber vor allem Szmul Zygielbojm selbst kommt zu Wort: er verfasste einen Fragment gebliebenen Bericht über seine Reise in die freie Welt, eine kaum vorstellbare Reise: Im Januar 1940 aus dem besetzten Warschau über Krakau nach Berlin, quer durch Nazi-Deutschland, über Holland und Belgien. Dieser Bericht von Zygielbojms Reise, vor allem im Hinblick auf die Eindrücke und Erlebnisse bei seiner Fahrt durch Deutschland eine außergewöhnliche historische Quelle, erscheint hier erstmals in deutscher Sprache.
ALEKSANDER ROWIŃSKI (1931–2021), Publizist, Schriftsteller und Verleger, war Autor zahlreicher, z. T. mit polnischen Literaturpreisen ausgezeichneter Bücher.